Care-Tech: Innovationen für Menschen

Es ist nichts Neues: Unsere Gesellschaft wird älter, der Bedarf an Pflege und Unterstützung steigt. Eine Lösung für dieses große gesellschaftliche Problem, liegt in intelligenten technischen Lösungen. Die Care-Technik Branche ist kreativ und beeindruckt durch Fantasie und überraschende Innovationen. Es entstehen Lösungen, die sowohl die Pflege und medizinische Versorgung optimieren als auch die Lebensqualität der Nutzer verbessern sollen. Im besten Fall rettet Care-Technik Menschenleben.

Und weit vorne dabei ist wie so oft Schweden. Die Lösungen schwedischer Care-Tech-Unternehmen umfassen ein breites Spektrum von Telemedizin und Wearables bis hin zu sehr spezialisierten Nischenlösungen.

Bellman & Symfon: Für Menschen mit Hörminderung

Irgendwann trifft es die meisten – die Hörleistung nimmt ab. Hier hilft das Kammermitglied Bellman & Symfon, ein führendes Unternehmen für Hilfsmittel für Menschen mit Hörminderung oder Taubheit. Ob Vibrationswecker, Lichtsignalanlagen und Hörverstärker, Bellman & Symfon bietet eine ganze  Smart-Home-Serie, bei der Lichtsignale und am Körper tragbare Vibrationssignale darauf aufmerksam machen, wenn beispielsweise jemand an der Tür klingelt, anruft, oder auch wenn ein Brandmelder oder Rauchmelder ausgelöst wird.

Nicht nur Senioren nutzen die Produkte. Auch hörgeminderte junge Eltern profitieren von den Care-Tech-Lösungen. So gibt es einen Babyruf-Sender, der direkt an einen Empfänger – z.B. ein vibrierendes Armband – übermittelt, wenn das Kind weint. „Wir sind stolz darauf, dass unsere Lösungen dazu beitragen, die Sicherheit und unabhängige Lebensweise zu erhöhen“, sagt Olaf Kirschberger, Geschäftsführer der seit zehn Jahren existierenden deutschen Niederlassung in Lüneburg.

 

Healsafe: Sicherheit für gefährdete Patienten

Design für maximale Sicherheit: Das ist das Credo von Healsafe. Das schwedische Unternehmen hat sich auf Produkte und Lösungen für psychiatrische Einrichtungen und Pflegeheime spezialisiert. Denn diese Umgebungen benötigen oft besonders gestaltete Möbel und Accessoires.

Ob in psychiatrischen Kliniken, speziellen Jugendwohnheimen oder Justizvollzugsanstalten: Menschen in psychischen Krisen werden durch Healsafes Portfolio geschützt. Vandalismussichere Möbel und Anti-Suizid-Produkte sollen sicher und gleichzeitig attraktiv und funktional designt sein, so Healsafes Philosophie. Dabei liege der Fokus darauf, die Würde der Patienten zu bewahren ohne Abstriche bei der Sicherheit zu machen.

 

Atos Medical: Hilfe bei Tracheostoma

Die eigene Stimme zurückbekommen: Für Menschen mit einem Luftröhrenschnitt ist dies ein großer Schritt. Das schwedische Unternehmen Atos Medical hat sich auf diese Patienten mit  Tracheostoma spezialisiert. Das Kammermitglied entwickelt Produkte wie Stimmprothesen und Zubehör, die es den Betroffenen ermöglichen, wieder zu sprechen und am sozialen Leben teilzunehmen. Dabei hat Atos Medical  seit seiner Gründung 1986 in der Care-Tech-Branche Maßstäbe gesetzt, besonders bei Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen.

 

Doktor.se: Arztbesuch per Smartphone

Statt im Wartezimmer zu sitzen, einfach den Arzt in der Hosentasche haben: Was utopisch klingt, ist in Schweden schon lange Standard. Nun bringt das schwedische Unternehmen Doktor.se, in Deutschland Doktor.de, die Telemedizin-Lösungen auch nach Deutschland. Die Anwendung ermöglicht Patienten, schnelle ärztliche Konsultationen zu erhalten und Rezepte online zu verwalten – ein bedeutender Schritt, um das Gesundheitssystem zu entlasten. Für diese Pionierarbeit erhielt das deutsche Tochterunternehmen 2022 bereits den Schwedischen Unternehmenspreis. Die Doktor.Se-Unternehmensgruppe wurde 2016 in Schweden gegründet, zählt mehr als 1.200 Mitarbeitende in ganz Europa und ist bereits in vier Ländern fester Bestandteil des Gesundheitssystems. Damit gehört Doktor.De zu den am schnellsten wachsenden Gesundheitsunternehmen.

 

Tobii: Mit den Augen steuern

Bereits vor mehr als 20 Jahren brachte Tobii den weltweit ersten Remote Eye Tracker auf den Markt. Seitdem verfolgt das Unternehmen das Ziel, eine Technologie zu entwickeln, die menschliche Aufmerksamkeit und Absichten versteht – sogenanntes Attention Computing. Für Menschen mit Kommunikationsbarrieren und schweren Bewegungseinschränkungen sind Tobiis technische Geräte und Sprachinstrumente die Möglichkeit zu kommunizieren und ihren Alltag selbstständiger zu bewältigen. Ging es anfangs vor allem um Hilfe für Querschnittsgelähmte, sind die Einsatzbereiche heute mit über 1000 Patenten breit gefächert, von Mensch-Maschine-Schnittstellen bis zu psychologischer Forschung. Tobii, mit deutscher Zentrale in Frankfurt, entschlüsselt Kopf- und Augenbewegungen, übersetzt mikroskopische Gesten in präzise Blicksignale und generiert daraus Erkenntnisse, um herauszufinden, was die Aufmerksamkeit einer Person erregt, und um Absichten zu interpretieren.

 

Eine Zukunft mit mehr Tech und mehr Mensch

Die schwedische Care-Tech-Branche könnte sich zu einer Boombranche entwickeln. Denn die Nachfrage nach Lösungen für die Pflegebranche wird vermutlich stetig weiter steigen. Mit dem wachsenden Anteil älterer Menschen und dem zunehmenden Fokus auf präventive Gesundheit dürften Unternehmen wie Bellman & Symfon, Atos Medical und Healsafe auch in Deutschland eine noch wichtigere Rolle spielen. Der technologische Fortschritt wird neue Möglichkeiten eröffnen, die Pflege effizienter und individueller zu gestalten. Idealerweise bleibt so mehr Zeit für das, was die PatientInnen mindestens ebenso brauchen, wie smarte Technologie: echte menschliche Zuwendung.

 

Von Peter Marx

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