Für gute Geschäftsbeziehungen ist es äußerst hilfreich, eine gemeinsame Sprache zu sprechen. Sie kann dazu beitragen, Barrieren zu überwinden und Missverständnisse zu vermeiden.
Natürlich funktioniert es meist, sich auf Englisch zu verständigen. Doch wenn stattdessen eine der beteiligten Muttersprachen verwendet wird, man also eine gemeinsame Sprache spricht, ändert sich die Atmosphäre zwischen den Gesprächspartnern, eine andere Nähe entsteht.
Deutschland ist Schwedens größter Handelspartner, was viele Schweden dazu veranlasst hat, Deutsch zu lernen. Laut einer Umfrage des Europäischen Statistikamts Eurostat von 2019 geben etwa 28 Prozent der Schweden an, dass sie Deutsch sprechen können. Doch die Tendenz ist stark rückläufig: 2018 lernten 17 Prozent der schwedischen Schüler Deutsch in der Grundschule – vor 20 Jahren waren es 42 Prozent. Nach der neunjährigen Grundschule bleiben nur verschwindende 3 Prozent der SchülerInnen, die Deutsch lernen. Und nur relativ wenige Deutsche lernen Schwedisch, zumindest wenn man es mit der Anzahl der Schweden vergleicht, die Deutsch lernen. Dies lässt sich sicher vor allem mit den Größenverhältnissen der Bevölkerungszahlen erklären, und damit, dass Schweden unter Deutschlands Handelspartnern nur auf Platz 14 liegt. Diese Trends verheißen nichts Gutes für die Handelsbeziehungen zwischen Schweden und Deutschland. Doch muss der Einzelne in Zeiten von künstlicher Intelligenz (KI) noch selbst eine Fremdsprache können?
Mit KI-basierten Übersetzungstools können große Mengen von Texten in kurzer Zeit übersetzt werden. KI kann dazu beitragen, die Kommunikation zwischen Menschen zu verbessern, insbesondere wenn sie unterschiedliche Sprachen sprechen. KI-Systeme wie Spracherkennung und maschinelle Übersetzung können genutzt werden, um Gespräche in Echtzeit zu übersetzen und so die Kommunikation zwischen Menschen zu erleichtern. Beispielsweise können Menschen dank KI-basierter Übersetzungssoftware auf Plattformen wie Skype, Zoom oder Google Meet miteinander kommunizieren. Auch Chatbots können als Kommunikationsmittel eingesetzt werden, um beispielsweise Fragen von Kunden in verschiedenen Sprachen zu beantworten.
Heißt das nun: vergesst das mühsame Vokabelpauken, nutzt einfach Eure Apps? Ein solches Sprach-Schlaraffia für Lernfaule klingt verlockend. Doch wer darauf setzt, verpasst das Wesentliche. Eine KI kann nur die Sprache selbst übersetzen; Kommunikation aber ist so viel mehr als nur Sprache. Körpersprache, Emotionen und Kultur sind einige der Dinge, die ein Gespräch lebendig machen.
Kommunikation ist mehr als nackter Text!
Wenn eine Konversation komplex wird oder sich auf emotionale oder soziale Zusammenhänge bezieht, haben KI-Systeme Schwierigkeiten, diese Aspekte menschlicher Kommunikation zu erfassen. Die Fähigkeiten von KI-Systemen sind noch begrenzt und können nicht immer eine perfekte Übersetzung oder Interaktion gewährleisten. Wenn es um den Aufbau von Beziehungen geht, ist dieses menschliche Verständnis fast wichtiger als die Sprache selbst. KI kann ein großartiges Werkzeug sein und kann die menschliche Arbeit enorm erleichtern. Die Rolle der unmittelbaren menschlichen Interaktion kann sie jedoch kaum ersetzen.
Was also tun, wenn immer weniger Schweden Deutsch lernen? Wir wissen, dass Sprache wichtig ist, um eine Beziehung aufzubauen. Spracherwerb stärkt die Bindungen zwischen Menschen und fördert das Vertrauen und die Solidarität zwischen den Kulturen. Vor dem Hintergrund dieser wichtigen Bedeutung stellt sich unweigerlich die Frage: Wie können mehr Schweden zum Deutschlernen ermutigt werden – und umgekehrt?
Heutzutage gibt es für Schweden viele Möglichkeiten, Deutsch zu lernen, sowohl innerhalb als auch außerhalb Schwedens. Es gibt Universitätskurse, Volkshochschulkurse, Sprachschulen, Sprachreisen und Lern-Apps. Das Kammermitglied Internationella Skolorna Düsseldorf zum Beispiel bietet drei Anfängerkurse auf Deutsch pro Jahr an: einen Online-Kurs im Frühjahr, einen Frühjahrskurs vor Ort in Berlin und einen Kurs vor Ort in Köln ab Spätsommer. „Aus Tradition sagen wir , dass eine Sprache und eine Kultur vor Ort im Land erlernt werden sollte, in dem sie praktiziert wird,“ erklärte Erik Forsberg, Geschäftsführer der Internationella Skolorna Düsseldorf. „Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass wir durch Online-Kurse neue Zielgruppen erreichen.“ Internationella Skolorna Düsseldorf sind eine der vielen Möglichkeiten für Schweden, Deutsch in einer Umgebung zu lernen, in der sie nicht nur die Sprache lernen, sondern auch einen kulturellen Einblick in die Bedeutung der Sprache gewinnen. Denn das kann ausschlaggebend für das Weiterkommen im Beruf sein.
„Aus meiner Erfahrung spielt der aktive Spracherwerb immer noch eine sehr wichtige Rolle für den beruflichen Erfolg“ meint auch Simon Dominitz, Country Manager Deutschland beim Sprachreiseveranstalter EF Education. „Es gibt Aspekte, die nicht so leicht von Apps abgedeckt werden können. Beim aktiven Spracherwerb wird ein tieferes Verständnis der Sprache ermöglicht, er hilft dabei, zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen und kulturelle Unterschiede wahrzunehmen.“ Vor allem zwischen den Zeilen zu lesen könne noch keine App lehren. „Eine App kann einfache Sätze übersetzen und Aufgaben abfragen, aber bei komplexen Inhalten stoßen Apps an ihre Grenzen. Zudem wird aktiver Spracherwerb im beruflichen Umfeld oft als eine wertvolle Fähigkeit angesehen und Arbeitgeber schätzen Mitarbeiter, die mehrere Sprachen beherrschen, vor allem in Kombination mit Erfahrungen, die sie im Ausland gesammelt haben“, weiß Dominitz.
Für Unternehmen, die zwischen Schweden und Deutschland handeln, besteht also ein besonderes Interesse, den aktiven Spracherwerb zu fördern und die Fremdsprachenlethargie zu bekämpfen. Die Förderung des Sprachenlernens ist wichtig für die Fortführung der menschlichen Interaktion als zentrale Rolle von Geschäftsbeziehungen. Der KI-Übersetzung alles zu überlassen wird zu einem Rückgang des kulturellen Austauschs führen. Wie wäre es mit Sprachkursen und Sprachreisen als Incentives für Mitarbeitende? Versuchen wir es doch mal – gerade in Zeiten von KI. Vokabeln pauken? Jetzt erst recht!
Die Schwedische Handelskammer fördert junge Schweden, die Deutsch gelernt haben mit dem Trainee-Jahr und Praktikumsaufenthalten in der Geschäftsstelle. Vor Ort in Hamburg lernen die Trainees ein Jahr lang den deutschen Geschäftsalltag und die deutsche Kultur kennen. Kennen Sie SchwedInnen, die Deutsch gelernt haben und interessiert sind? Weisen Sie sie auf die Ausschreibung auf schwedenkammer.de hin und tragen Sie dazu bei, dass mehr Schweden ihr Deutsch in Deutschland ausprobieren können.
Von Ida Fahlstedt und Peter Marx