Europa und die EU sehen sich konfrontiert mit schwierigen Zeiten. Die aus dem russischen Angriffskrieg resultierende Energiekrise und steigende Inflation paaren sich mit der Bewältigung des Klimawandels und den weiterhin andauernden Auswirkungen der Coronapandemie. Ein Szenario, welches kaum allein zu bewältigen ist. Umso mehr braucht es starke Partner und Kooperationen, um diese Krisen zu meistern. Der diesjährige Swedish-German Business Day machte am 17. November unter dem Motto „Swedish-German collaboration for a competitive Europe“ Mut und zeigte auf, wie wichtig die wirtschaftliche Zusammenarbeit für ein stabiles und wettbewerbsfähiges Europa sein kann.
Durch das umfangreiche Programm des in der Schwedischen Botschaft in Berlin, aber auch digital, stattfindenden Events führte Lisa Tullus (Business Sweden). Die Gäste durften sich auf diverse Grußworte, Keynotes, aber auch Paneldiskussionen freuen. Der schwedische Botschafter Per Thöresson nutzte die Gelegenheit, um nicht nur auf die schon lange bestehende deutsch-schwedische Innovationspartnerschaft hinzuweisen, sondern auch auf die anstehende Verantwortung Schwedens durch die Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft ab Januar 2023. Seine Kollegin, Christina Beinhoff, Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland im Königreich Schweden, griff diesen roten Faden auf und betonte die Zusammenarbeit beider Länder, sowohl bei der Erreichung der Klimaziele als auch bei der Förderung von Innovationen.
Wie wichtig die Vertiefung von bereits bestehenden Kooperationen ist, machte auch Eva Sjögren (Director-General for EU Affairs, Prime Minister’s Office) deutlich, indem sie dazu appellierte, autonome Bestrebungen der einzelnen Länder hinter sich zu lassen, um so die europäische Wirtschaft zu stärken. Dies sei das Rezept für einen gesunden Wettbewerb.
Was die aktuellen Krisenherde konkret für Unternehmen bedeuten, wurde deutlich durch die Keynote durch Ola Källenius. Der Vorstandsvorsitzende der Mercedes-Benz Group wurde digital zugeschaltet und berichtete über die Herausforderungen aber auch Chancen der Automobilindustrie und die Ambitionen seines Konzerns, denn Merces will als Wegbereiter voranschreiten und Verantwortung übernehmen. Das große Ziel, bis zum Jahre 2039 CO₂-neutral zu werden, erfordere viele wichtige Schritte, wie eine emissionsfreie Fahrzeugflotte, das Vorantreiben erneuerbarer Energien, aber auch das Überdenken der gesamten Wertschöpfungskette. Dies sei nur mit Kooperationen, wie mit dem schwedischen Stahlhersteller SSAB, aber auch Investitionen, wie in beispielsweise „Green Steel“, möglich.
Die Bedeutung von Investments betonte auch Lena Sellgren, Chief Economist and Head of Research bei Business Sweden. Um der „temporären Abschwächung der Weltwirtschaft” entgegenzutreten und die aktuellen Herausforderungen zu meistern, brauche es Investitionen. Nachdem sie dem Publikum Einblicke in die Business Climate Survey und die weltwirtschaftliche Lage gewährte, richtete sie einen klaren Appell an die UnternehmerInnen: Be brave! Be prepared!
Ebenfalls klare Worte fand Dr. Chrisitina Gommlich, die in ihrer Rolle als Teil der Arbeitsgruppe „Competitiveness and Innovation“ des European Round Table for Industry, aber auch als Leiterin des Berliner Büros der BASF auftrat. Auch sie appellierte daran, Solo-Denken zu überwinden und stattdessen gemeinsam Innovationen voranzutreiben, um so die Position der EU im Weltmarkt zu stärken und bisher vernachlässigtes Potential zu nutzen.
Ein besonderes Highlight des Events war die Live-Übertragung aus dem Schweden Pavillon im Rahmen der UN-Klimakonferenz in Sharm el-Sheikh. Von dort berichtete zuerst Prof. Dr. Johan Rockström, Director am Potsdam Institute for Climate Impact Research, über die konstruktive und positive Stimmung auf der Konferenz, machte aber auch deutlich, dass wirtschaftliche Akteure sich fundamental an der Erreichung der Klimaziele beteiligen müssen, um so ihrer Verantwortung als Mitverursacher des Klimawandelts gerecht zu werden.
Verantwortung übernehmen wollten auch die DiskussionsteilnehmerInnen des Panels am Schweden Pavillon, welches moderiert wurde durch Emma Modéer Wiking, Global Head of International Sustainable Business bei Business Sweden. Sie sprach über die deutsch-schwedische Zusammenarbeit als „greatest collaboration in human history”, um den grünen Wandel voranzutreiben. Und sowohl Pia Berglund, Public Affairs Director des schwedischen Unternehmens Einride, als auch Gilles Tisserand, Vice President Climate and Biodiversity bei TetraPak und Jan Svärd, CEO von EasyMining wollen Teil dieses Wandels sein. Einride mit der Reduzierung von Emissionen und der Entwicklung eines energieeffizienteren Transports, Tetrapak mit einem ganzheitlich gedachten Kreislaufwirtschaftssystems und EasyMining mit der Forschung an der Rückgewinnung wichtiger Rohstoffe.
Zurück in Berlin war es Zeit für ein weiteres Fallbeispiel deutsch-schwedischer Kooperation. Anja van Niersen, CEO bei Commercial Vehicle Charging Europe, verdeutlichte den holistischen Ansatz der Zusammenarbeit von Daimler Truck, Volvo und der Traton Group. So nehme man sich nicht nur der Herausforderungen der Energie-, sowie Transportkrise an, sondern investiere auch in die Verbesserung der Arbeitskonditionen für LKW-Fahrer selbst. Es sei wichtig, alle Beteiligten einzubinden, um ihr Ziel, den fossilfreien Straßengüterverkehr, zu erreichen.
Den Abschluss des vielfältigen Programms des Swedish-German Business Day bildete eine Paneldiskussion, die zum einen die Erfahrungen deutscher Unternehmen und ihrer Kollaborationen mit schwedischen Akteuren veranschaulichte, aber auch noch einmal hervorhob, wie wichtig Investitionen und die Einbindung lokaler Akteure, in die gesamte Wertschöpfungskette sind. Darüber sprachen Franziska Weiss, Vice President Business Development Europe bei Siemens Energy und Ulrich Schulze Südhoff, Chief Commercial Officer bei Enercon, dem diesjährigen Preisträger für “Deutsche Investitionen in Schweden“, aber auch Jan Larsson, CEO und President von Business Sweden.
„Zusammenarbeiten und dadurch an Stärke gewinnen“ – so fasste Franziska Weiss die Bedeutung der deutsch-schwedischen Kollaboration ihres Unternehmens zusammen und fand damit passende Worte für ein spannendes Tagesprogramm, welches Einblicke in bestehende Kooperationen und Einschätzungen politischer und wirtschaftlicher Entscheidungsträger kombinierte. Diese konnten im Anschluss bei einem gemeinsamen Lunch weiter vertieft werden.
Den Swedish-German Business Day können Sie unter www.swedish-german-business-day-2022.confetti.events/ in voller Länger ansehen.